Auf Einladung des BMBF fand am 04.03.2024 das Online-Auftakttreffen zum Start des Teilclusters III im Cluster Integrierte Forschung statt. Das neue Teilcluster ging im Herbst 2023 mit fünf Förderprojekten unter der thematischen Klammer „Perspektiven offener Wissenschaften in einer digitalisierten Demokratie“ an den Start. Den Auftakt zur Veranstaltung machte Katrin Nostadt, Referentin im Referat „Interaktive Technologien für Gesundheit und Lebensqualität“ im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Im Gespräch mit Dr. Julian Stubbe vom Projektträger VDI/VDE-IT betonte Katrin Nostadt die Relevanz Integrierter Forschung, die Motivation zur Gründung des Clusters sowie die Arbeit der vorangegangenen Teilcluster I und II. Mit der Staffelübergabe an das Teilcluster III verschiebe sich der thematische Fokus des Clusters nun stärker von der Binnenperspektive hin zur gesellschaftlichen Ebene, was sich auch im Thema des Teilclusters ausdrückt.
Im Anschluss führte Dr. Katharina Gerl (DIID), Koordinatorin des Teilclusters III, in dessen thematischen Rahmen ein. Digitale Technologien bergen transformatives Potential im Hinblick auf die Demokratisierung des Zugangs zu Wissenschaft und gesellschaftlicher Teilhabe gleichermaßen. In der digitalisierten Demokratie bestimmen zunehmend digitale Technologien und Anwendungen die Art und Weise, wie Bürger*innen sich informieren, miteinander kommunizieren und an der Willensbildung und Entscheidungsfindung partizipieren. Deshalb ist zum einen bedeutsam zu erforschen, wie diese Anwendungen entwickelt werden und zum anderen, welche Potentiale sowie Herausforderungen ihr Einsatz hat. Zentral ist dabei für das Teilcluster zunächst die Frage nach der Inklusivität digitaler Partizipation. Die Frage, wie technologische Innovationen und partizipative Praktiken zur gleichberechtigten und inklusiven Teilhabe gestaltet werden müssen wird deshalb im Teilcluster bearbeitet. Einen weiteren Schwerpunkt bildet der Bereich der Wissenschaftskommunikation. Wissenschaftler*innen spielen in der digitalisierten Demokratie als Kommunikator*innen innerhalb gesellschaftlicher Transformationsprozesse eine zunehmend wichtige Rolle.Dabei öffnet sich Wissenschaft auch über digitale Plattformen wie soziale Medien für den Austausch mit der Gesellschaft. Deshalb untersucht das Teilcluster, wie dieser Öffnungsprozess auf die kommunizierenden Wissenschaftler*innen zurückwirkt. Drittens spielen digitale Technologien für die Praxis offener Wissenschaftsproduktion selbst eine Rolle. Da digitale Verfahren vermehrt in der Umsetzung partizipativer Verfahren in Forschungs- und Entwicklungsprozessen Anwendung finden, wird im Teilclusters daran geforscht, welchen Beitrag digitale Tools zur Unterstützung inter- und transdisziplinärer Zusammenarbeit leisten können.
Anschließend beleuchtete Dr. Anna Soßdorf (Science on the Move, SCI:MOVE) im Rahmen der Keynote „Wie kann die Demokratisierung der Wissenschaft gelingen? Bedingungen und Mehrwerte partizipativer Forschung“, was partizipative Forschung ausmacht, wer davon profitiert und warum es die Demokratisierung von Wissenschaft braucht. Ein zentrales Merkmal unterschiedlichster Ansätze partizipativer Forschung ist dabei die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen sowie mit Akteuren außerhalb der Wissenschaft, um Lösungen für drängende gesellschaftliche Herausforderungen zu erarbeiten. Daraus leiten sich zahlreiche positive Wirkungen auf Wissenschaft, Gesellschaft, die Beteiligten sowie Politik ab. Darunter das Potential zur Entwicklung innovativer Lösungen, neuer Sichtweisen, einer verbesserten Kommunikation zwischen den beteiligten Gruppen, Empowerment und Steigerung der Science Literacy der Bürger:innen oder Akzeptanz der entwickelten Lösungen. Gleichzeitig betonte Soßdorf, dass partizipativer Forschung auch skeptisch betrachtet wird. Die Kritik beziehe sich zum einen auf die Rollenverteilung innerhalb partizipativer Forschungsprojekte und die Herausforderung für die Wissenschaft, Kontrolle abzugeben. Zum anderen müsse die wissenschaftliche Qualität im Rahmen partizipativer Forschung sichergestellt werden. Um partizipative Forschung schließlich langfristig im Wissenschaftssystem zu etablieren, sind verbesserte Anerkennungsstrukturen für partizipativ Forschende sowie ein entsprechendes Mindset bei Forschenden, Fördergebern und wissenschaftlichen Einrichtungen gleichermaßen von Bedeutung.
Im Anschluss an die Keynote stellten sich die fünf Förderprojekte des Teilclusters vor:
- Das Projekt ANKER („Ankerobjekte“ als Kristallisationspunkte der digitalen Öffnung und transdiziplinären Integration ethischer Aspekte von KI in Forschungs- und Innovationsprozessen) geht der Frage nach, wie ethische Aspekte von KI systematisch in Technologieentwicklungsprozesse einbezogen werden können.
- Im Projekt IndI („Innovative Interventionen für diskursive Integration“) geht es im Kern um die Frage, wie Online-Diskurse integrativer gestaltet werden können.
- Das Projekt INPART („Inklusive Partizipation durch integrierte Forschung“) setzt ebenfalls bei der Frage nach Inklusion an, und untersucht, wie integrative Partizipation von behinderten Menschen an Technikentwicklungsprozessen gelingen kann.
- Das Projekt KIB („Künstliche Intelligenz und Bürgerräte“) erforscht, welche Chancen und Risiken der Einsatz von KI für die Öffentlichkeitsbeteiligung in Bürgerräten bietet.
- Schließlich wird im Projekt UWIGO („Wissensverhandlung online: Der Umgang von Wissenschaftler:innen mit Impulsen aus der Gesellschaft am Beispiel Klimaforschung“) untersucht, wie der Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft im digitalen Raum produktiv gestaltet werden kann.
Nach diesen Inputs wurden im Austausch mit den Teilnehmenden im Rahmen von drei parallelen Workshops zu den Themen „Inklusion“, Offene Wissenschaft“ und „KI und Partizipation“ zentrale Aspekte des Teilclusters diskutiert. Abschließend warfen die Beteiligten einen Blick auf drängende Fragen zur Rolle der Wissenschaft in einer digitalisierten Demokratie, die im Rahmen einer begleitenden Umfrage unter den Teilnehmenden gesammelt wurden. Dabei lassen sich drei Schwerpunkte ausmachen: Erstens werden Fragen nach gleichberechtigter und inklusiver Beteiligung an offener Wissenschaft und digitalisierter Demokratie als besonders drängend empfunden. Zweitens wird die Beschäftigung mit Herausforderungen und Chancen von KI genannt. Ein dritter Schwerpunkt liegt auf Fragestellungen der inklusiven Gestaltung digitaler Öffentlichkeit.
Das Teilcluster wird die wertvollen Anregungen aus der Veranstaltung wo es geht aufgreifen und in die Arbeit des Teilclusters einfließen lassen.