Die Smartwatch für eine Polizistin – tolle Technik oder rechtlich schwierig?
Wie könnte eine Smartwatch für eine Polizistin aussehen, die Körperfunktionen aufzeichnet? Was kann sie und was soll sie (nicht) können? Das war das intensiv diskutierte Beispiel im ersten Workshop „Law by Design“ , den die Cluster-Projekte RechTech und futurehomestories (Teilcluster 2) gemeinsam ausgerichtet haben. Entwickelt wurde er von den wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen in den beiden Projekten, Stephanie-Louise Richards, Benedikt Haupt und Alexa Becker.
Im intensiven spekulativen Austausch über einen realitätsnahen Use Case debattierten Kolleg*innen aus Design, Recht und anderen Fachdisziplinen die Wünsche und Möglichkeiten einer neuen Technikanwendung.
Ausgangsüberlegung:
Prof. Christian Djeffal, Leiter des Projekts RechTech, stellte an den Anfang die Überlegung: „Zunehmende Technisierung des Alltags rückt die rechtliche Gestaltung vieler Produkte in den Vordergrund. Wie geht man an die Entwicklung solcher Alltags-Begleiter heran, welche rechtlichen Konsequenzen hat das?“ Seine Projekt-Kollegin Prof. Sabine Maasen betont, dass lineare Innovationsmodelle in solch komplexen Fragestellungen ersetzt werden müssten durch mehrere Perspektiven und den Fokus verschiedener Anspruchsgruppen. „Schon beim Agenda-Setting sollte es mehr Antizipation in verschiedene Richtungen geben, Kontroversen sollten in produktive Prozesse münden.“
Das wurde im Workshop in der Praxis versucht: Sozial- und Rechswissenschaftler*innen überlegten mit Designer*innen, welche Features eine Smartwatch haben müsste, die sich eine Polizistin privat anschaffen möchte. Schnell mündete die Spekulation in eine angedachte Anwendung auch im Dienst, was wiederum getrennte Aufzeichnungs-Sphären, kontrollierte Zugriffsmöglichkeiten durch den Arbeitgeber und abschaltbare Aufzeichnungsmodi zur Folge haben müsste.
Erkenntnisse:
Die Frage „Wieviel gebe ich von mir preis und für welchen Zweck?“ erreicht hier schnell eine sehr hohe Komplexität – vom individuellen Datenschutz über mögliche Verbesserungen des beruflichen Alltags bis zu dienstrechtlichen Fragen. Das Beispiel macht deutlich: Konsequente Denkansätze über disziplinäre Schranken hinaus, bzw. das spekulative Durch-Denken aus den unterschiedlichen disziplinären Modellen, schafft einen wesentlich breiteren Blickwinkel.
Prof. Arne Berger, Designer und Co-Leiter im Projekt futurehomestories, gibt zu bedenken: „Die offenen Szenarien, die auch bei Nutzer-Beteiligungen entworfen werden, sind vielleicht gar nicht so offen. Sollte man bei der Konzeption von einer Smartwatch und ihren möglichen Funktionen ausgehen oder nicht vielmehr von der Überlegung: Was macht die Trägerin glücklich? Wie kann man ihr Stresslevel im Beruf senken?“
Einig ist er sich mit Prof. Christian Pentzold, ebenfalls Leiter im Projekt futurehomestories: „Das Potenzial im Austausch der Disziplinen liegt in der angestoßenen Verständigung, die über Experten aus Design und Recht hinausgeht.“ Prof. Christian Djeffal ergänzt: „In einer Gegenwart, in der Technik stark regulierenden Einfluss hat, müssen wir Prozesse organisieren, die diese Technik gesellschaftlich handhabbar machen.“